© 2014 Holger Albers

Februar 2016: Nachdenken statt nachplappern

Sprache ist ein lebendes Gebilde, das sich verändert und den Lebensumständen seiner Nutzer anpasst. Daher kommen auch immer wieder neue Begriffe und Formulierungen hinzu, andere Wörter verschwinden aus unserem Wortschatz. Es ist aber stets sinnvoll, die Neuzugänge auf ihren Nutzen und ihren wahren Inhalt zu prüfen und sie nicht nur deshalb zu übernehmen, weil irgendein vermeintlich kluger Mensch sie verwendet hat. Zwei Beispiele dazu:


Aus den Selbstdarstellungen von Unternehmen kann man etwas über die Leistungen und die Erfahrungen entnehmen. Da ist gerne von der 'Expertise' die Rede, die in diesem oder jenem Feld hervorragend sei. Gemeint sind die Kenntnisse und die Erfahrungen. Die Auslegung von 'Expertise' ist eine direkte Übernahme des Begriffs und seiner Bedeutung aus dem Englischen. Im Deutschen aber steht 'Expertise' für 'Gutachten' - und zwar ausschließlich dafür. Die Verwendung im oben dargestellten Sinne ist also schlichtweg falsch.


Ähnlich verhält es sich mit der beliebten Floskel: 'Das macht Sinn'. Auch hier handelt es sich um eines direkte Übernahme aus dem Englischen (That makes sence). Das deutsche Sprachverständnis aber sagt, dass Sinn nicht gemacht werden kann, Sinn kann sich lediglich aus anderen Aktionen ergeben. 'Das macht Sinn' ist also eine Formulierung, die aus sprachlicher Sicht falsch ist - trotzdem wird sie ihren Siegeszug wohl weiter fortsetzen.


Wenn Sie also auf eine neue, Ihnen bislang so nicht bekannte Formulierung stoßen, gehen Sie kritisch mit ihr um und hinterfragen Sie Herkunft und wahre Bedeutung. Mag es manchem auch spitzfindig erscheinen, es unterscheidet letztendlich die guten von den besseren Texten.